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Höchste Zeit zu handeln- Ursachen für den Gender Pay Gap

Ingrid Jost

Für das Jahr 2016 beträgt die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen in Deutschland 21,5 Prozent, sie liegt damit deutlich über dem europäischen Durchschnittswert von gut 16 Prozent. Lediglich in der Tschechischen Republik und in Estland sind die Lohnunterschiede noch größer, als in Deutschland, worauf Helena Müller und Kai Eicker-Wolf in einem aktuellen Bericht von Blickpunkt WiSo hinweisen.

Höchste Zeit zu handeln

Für das Jahr 2016 beträgt die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen in Deutschland 21,5 Prozent, sie liegt damit deutlich über dem europäischen Durchschnittswert von gut 16 Prozent. Lediglich in der Tschechischen Republik und in Estland sind die Lohnunterschiede noch größer, als in Deutschland, worauf Helena Müller und Kai Eicker-Wolf in einem aktuellen Bericht von Blickpunkt WiSo hinweisen.

Im oberen und im unteren Lohnsegment sind die Lohnunterschiede am größten, d.h. Frauen gelingt es nur selten, in das Spitzenlohnsegment zu kommen bzw. die sogenannte „gläserne Decke“ zu durchstoßen. Gleichermaßen schwer haben es Frauen im unteren Lohnsegment, aus dem Niedriglohnsektor herauszukommen, weil es dort einen „klebrigen“ Effekt gibt. Was nach oben deckelt und nach unten klebt, sind zahlreiche Faktoren, die zur Unterbewertung von Frauen beitragen und das im Vergleich zu anderen europäischen Ländern erheblich stärker.

Ursachen für den Gender Pay Gap

  • familienbedingte Unterbrechungen der Erwerbsarbeit

  • Phasen von Teilzeit-Erwerbstätigkeit

  • klassische Rollenbilder, zuständig für Kindererziehung und die Pflege. .

  • Entsprechende Unterstellungen durch die Arbeitgeber, Unterbrechung der Erwerbstätigkeit oder die Reduzierung der Arbeitszeit ..

  • abnehmende Bereitschaft, in die Mitarbeiterinnen zu investieren.

  • Frauen werden bei Gehaltsverhandlungen als Zuverdienende behandelt.

  • Nach der Geburt eines Kindes gelingt es häufig nicht in eine gleichberechtigte Stellung im Erwerbsleben einzumünden.

  • Hohe wirtschaftliche und soziale Risiken sind mit Trennungen, Scheidungen, Erwerbsunfähigkeit oder Tod des Partners verbunden.

Neben den schwer messbaren Sachverhalten gibt es noch andere Gründe der Ungleichbezahlung von Frauen gegenüber Männern die geringere gesellschaftliche Wertschätzung von frauen-dominierten Branchen und Berufen mit einer relativ niedrigen Bezahlung, z.B.im völlig unterfinanzierten sozialen Dienstleistungsbereich. Auch die ungleich verteilten Arbeitsplatzanforderungen im Hinblick auf Führung und Qualifikation schlagen mit 20 % zu Buche, der Beschäftigungsumfang differiert um 9%.

Die meisten Frauen geben familiäre Verpflichtungen wie die Betreuung von Kindern oder Pflegebedürftigen als Grund für die Teilzeitbeschäftigung an. In der Tat verrichten Frauen den Löwenanteil der Haus- und Sorgearbeit. Dem Deutschen Frauenrat 2017 zufolge beträgt der Unterschied rund 53 %.

Schließt man alle o.g. Sachverhalte aus, die ja Ausdruck der realen gesellschaftlichen Verhältnisse sind, so beträgt der bereinigte Gender Pay Gap immer noch 6 %.

„Was wir u.a. brauchen, ist ein sanktionsbewehrtes Gesetz zur Entgeltgleichheit von Frauen und Männern, wie es z. B.seit Januar dieses Jahres in Island in Kraft ist“, so die frauenpolitische Sprecherin des Landesvorstandes der Linken in NRW, Ingrid Jost.

Quelle: Eicker-Wolf, Kai und Müller Helena, Blickpunkt WiSo „Der Gender Pay Gap in Deutschland: Politisches Handeln ist gefragt! , 9. Juli 2018